Kinderhilfe in Nepal
Ein Zuhause sichern
Bildung fördern
Zukunft geben

Meine Zeit im Future-Citizen-Kinderhaus

Von Theresa Mayer

Nepal ist ein Land mit beeindruckender Natur und einer fremden Kultur, aber auch ein Land von großer Armut. Ich durfte es hautnah an der Seite der Future-Citizen-Kinder erleben.

Nachdem ich im Sommer 2018 mein Abitur bestanden habe, ergab sich für mich die tolle Möglichkeit, nach Nepal zu reisen. Zu Beginn meiner Reise erkundete ich zusammen mit meinem Vater und Bibi Funyal Nepals Hauptstadt Kathmandu sowie die Berglandschaften rund um Jiri, dem Heimatdorf der Kinder. Wir haben bei L´Akber, einem nepalesischen Sherpa und guten Freund von Bibi, übernachtet, aber auch in Zelten auf über 4.000 Metern Höhe im Schnee. Von Anfang an hat mich die Kombination aus Armut und Gastfreundschaft beeindruckt.

Danach begann mein Aufenthalt im Kinderhaus von Future Citizen. Dies war der eigentliche Zweck der Reise. Dort zu leben, war eine komplette Umstellung und eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.

Das Leben in Nepal ist doch etwas komplett anderes

Als Erstes ist mir aufgefallen, dass es im Haus weder eine Heizung noch warmes Wasser zum Duschen gibt. Das Wasser war oft braun, so dass man nie genau wusste, wann man am besten Waschen oder Duschen sollte. Aber ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht. Was soll man machen, wenn man, so wie die Kinder, keine Wahl hat? Dort ist dies normal. Man muss es eben nehmen, wie es kommt. Inzwischen hat Future Citizen übrigens einen Wasserfilter eingebaut. In Nepal gibt es selten eine Heizung – man lebt quasi „mit der Sonne“. Aufgrund von vielen Kleiderspenden aus Deutschland ist jedes Kind mit ausreichend Kleidung und Mützen ausgestattet. An dieser Stelle vielen Dank an alle, die mir Kleiderspenden für die Kinder mitgegeben haben.

Neben dem niedrigen Lebensstandard sind in Nepal die geringen Bildungsmöglichkeiten eines der größten Probleme. Ca. 35 % der Bevölkerung sind Analphabeten. Diese kommen hauptsächlich vom Land. Zwar gibt es viele Schulen, ausreichend ausgebildete Lehrer findet man aber nahezu ausschließlich in Kathmandu. So war es für mich fast nur möglich, mit Menschen aus Kathmandu Englisch zu sprechen. Anfangs bestand im Kinderhaus eine große Sprachbarriere zwischen mir und den Kindern. Im Verlaufe meines Aufenthalts konnten die Kinder aber ihre Englischkenntnisse deutlich verbessern, auch weil sie ihre anfängliche Schüchternheit ablegen konnten. Ich selbst lernte auch ein paar Worte Nepali.

Die Kinder haben einen geregelten Tagesablauf

Für die jüngeren Kinder fängt die Schule um 11 Uhr an und endet um 17 Uhr. Um Platz in den Schulen zu sparen, werden die älteren Kinder von 5 Uhr bis um 11 Uhr unterrichtet. Der restliche Tagesablauf wird um die Schulzeit außen herum geplant. Morgens nach dem Aufstehen gibt es Tee und Kekse. Danach kommt die Hausaufgabenhilfe bzw. Englischlehrerin. In dieser Zeit haben die drei Betreuerinnen und ich das Mittagessen gekocht, das wir um 10 Uhr gegessen haben. Danach wird die Schuluniform angezogen, die Mädchen flechten die Zöpfe und los geht’s zur Schule. Der Weg ist sehr kurz, höchstens fünf Minuten. Hierbei muss gerade einmal eine Straße überquert werden. Die Kinder werden jeden Tag zur Schule gebracht.

In der Freizeit wird viel getanzt

Jeden Nachmittag kommt die Tanzlehrerin und übt mit den Kindern verschiedene Tänze ein. Das hat auch mir besonders viel Spaß gemacht. Allgemein dürfen die Kinder sehr frei entscheiden, wie sie sich beschäftigen wollen, z.B. Fußball spielen, Gemeinschaftsspiele, Schularbeiten oder beim Vorbereiten des Abendessens helfen.

Das Essen bestand größtenteils aus Reis mit Dal (Linsen) sowie verschiedenen Beilagen, z.B. Kartoffeln, und Soßen, egal, ob zum Mittagessen oder abends. Jeden Samstag gibt es zusätzlich Huhn. Dank der Spenden, die mir von Freunden mitgegeben wurden, konnte ich auch einmal mit allen Kindern zusammen Momos essen. Das ist eine Art Nationalgericht. Über diese kleine Abwechslung haben wir uns alle sehr gefreut. Nach dem Abendessen (um 19 Uhr) müssen die Kinder zwar nicht sofort schlafen, aber um ca. 20.30 Uhr ist es meistens ruhig im Future-Citizen-Haus.

Das Wochenende besteht nur aus einem Tag: dem Samstag

Der Tagesablauf ist jeden Tag gleich. Außer samstags, da haben die Kinder schulfrei. An diesen Tagen wird gebastelt, gemalt oder es besteht die Möglichkeit, Ausflüge zu unternehmen. Mit Spenden von Freunden aus Deutschland konnte das Freizeitangebot erweitert werden. Wir haben einen Hula-Hoop-Reifen, einen Volleyball und neue Springseile gekauft. Bei meinem Besuch wurde mir klar, dass man in einem Haus mit vielen Kindern einerseits zwar wenig Privatsphäre hat, andererseits stört dies aber niemanden, da Future Citizen wie eine große Familie funktioniert, in der man alles teilt und sich hilft. Eine interessante Frage, die mir von einem der Mädchen gestellt wurde, war, ob ich mich in meinem Zimmer nicht alleine fühle. Erstaunt habe ich herausgefunden, dass die Kinder nicht nur selbstverständlich in einem Zimmer schlafen, sondern sich auch gerne ihre Betten teilen. Sie sind eben alle wie eine große Familie.

Die Zeit in Nepal hat mir viel gebracht

Der Aufenthalt hat mir verdeutlicht, wie gut es uns in Deutschland geht und dass vieles nicht genug wertgeschätzt wird. Außerdem habe ich verstanden, was eine Organisation wie Future Citizen bewirken kann, und es sich immer lohnt, in Bildung zu investieren.
Vielen lieben Dank an alle, die mir diese unvergessliche Reise ermöglicht haben und einen besonderen Dank an alle, die mich an ihrem Leben haben teilhaben lassen. Der Besuch im Future-Citizen-Kinderhaus wird für mich immer eine unvergessliche Zeit bleiben.

Theresa

Der komplette Bericht zum Herunterladen

Hier geht es zum Download: Reisebericht Meine Zeit im Future-Citizen-Kinderhaus (PDF 2 MB)